Montag, 21. Juni 2010, 20 Uhr
Vorwärts zum Menschen!
Kritik der Hirntheologie
mit TIGRIS SEYFARTH

Heutzutage ist es für die Menschen Teil ihres Selbstverständnisses, die Abläufe beim Denken dem Gehirn zuzuordnen. Wiewohl dies begrifflich möglich ist, beinhaltet es jedoch ein Problem: Kein Mensch kann sein Gehirn direkt wahrnehmen, während er beim Denken durchaus etwas wahrnimmt (Denkinhalte, „Kopfrechnen“ etc.). Diesen Widerspruch aufzulösen, wo die Wahrnehmung beim Zustand des Denkens ohne erkennbare Bewegung gelegen ist, stellt das wesentliche
Problem bei der Erklärung des menschlichen Denkens dar. Die mit dem Denken verbundene „innere Wahrnehmung“ muss sich zusammen mit der Entwicklung des Sprechens, genauer: der differenzierten Lautbildung des Menschen
herausgebildet haben.
Hiermit werden offene Fragen zur Entstehung der menschlichen Eigenschaften berührt, die zu beantworten sind.
Der über die Naturwissenschaften vermittelte Bezug auf das Gehirn, das weder wahrnehmbar noch beeinflussbar, mithin transzendent ist, legt eine Analogie mit dem über „heilige Schriften“ vermittelten Begriff „Gott“ nahe. Ebenso wie ihr Gott für die Gläubigen „alles steuert“, steuert das Gehirn nach heute weit verbreiteter Ansicht alle Vorgänge im menschlichen Körper. Der Schritt von der Transzendenz Gottes zu der des Gehirns begleitet die Entstehung einer individualisierten Religion, wenn die Menschen das heutige biologische Wissen als Verständnis auf den eigenen Körper anwenden. Dieses Verständnis, zugleich Basis einer expansiven Ökonomie, hat sich inzwischen über die ganze Erde ausgebreitet und frühere Verständnisse verdrängt.
Tigris Seyfarth arbeitet seit 27 Jahren als Allgemeinarzt. In dieser Zeit traten Widersprüche, die im Menschenbild der Medizin vorliegen, zunehmend in den Vordergrund seiner
Überlegungen.

Musik: Kinder der ATON Schule
Sie unterstützen den Wiederaufbau ihrer Partnerschule in
Valparaíso / Chile, die beim dem schweren Erdbeben im
Februar beschädigt wurde. Im Herbst werden sie nach Chile fahren, um vor Ort mit zu helfen
.

Theater im Fraunhofer

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