Mit List, Lust und Phantasie
Der Club Voltaire - ein Ort kreativer Unruhe im Fraunhofer

 

Widersprüche reizen sie. So hat sie das Publikum zwischen Sigi Zimmerschieds satirischen Szenen zur Morgengymnastik angehalten, als Therapie von politischen Haltungsschäden, als Reanimation von Zivilcourage. Sie beweist, dass Politik konkret und sinnlich erfahrbar sein kann: Petra Finsterle ist in München seit Jahrzehnten bekannt als Ausnahmeerscheinung unter den Aktivisten der Friedensbewegung.

Vor vier Jahren hat sie den Club Voltaire gegründet und ihn bewusst am Theater im Fraunhofer verortet. Ihr gruseIt vor ,,typisch linken Veranstaltungen, in welchen Weisheiten zum Besten gegeben werden, Statements wiederholt werden - und es ändert sich doch nichts". Keine Stätte politischer Agitation und Propaganda wollte die Mitfünfzigerin schaffen, sondern Platz für Freigeister, Danebenleber und Kellerlichter, einen Ort kreativer Unruhe, aber auch der Feierlichkeit und Ästhetik.

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Petra Finsterle ist in einem katholisch geprägten Dorf in Oberbayern aufgewachsen. Als einzige evangelische Schüerin mussste sie während des Religionsunterrichts "hinten hocken und durfte nichts machen". Die Tochter einer ostpreußischen Flüchtlingsfrau und eines türkischen Muslims wurde schnell zur Außenseiterin abgestempelt. Doch sie gewann Kraft aus diesem Leiden.

Über den linken, motzigen Bund der Pfadfinder wuchs sie mit 16 Jahren in die 68er-Generation hinein. Sie besuchte Theaterseminare und marxistische Gruppentreffen in Berlin und Kassel und kannte den Umkreis Rudi Dutschkes. Es wurden deutsch-französische Freundschaften geknüpft. Und es entstand - zunächst 1962 in Frankfurt, dann in jeder größeren Stadt - in Anlehnung an den Aufklärer ein "Club Voltaire".

Der erste Münchner Club dieser Art wurde 1971 in der Friedrichstraße gegründet, aber als Zeitgeisterscheinung schon bald wieder aufgegeben. Unverkrampft und unnostalgisch möchte Finsterle an die Utopien von Basisdemokratie und antiautoritärem Lebensstil anknüpfen. Die Mutter zweier politisch wacher Söhne und begeisterte Oma will sich und den Leuten, vor allem der jungen Generation "Alternativen aufzeigen", etwa mit Filmen über den südindischen Bundesstaat Kerala, der den Kampf gegen den Großkonzern Coca Cola gewonnen hat.

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Eva Maria Fischer

 

HIer sehen Sie Auszüge aus einen Bericht über den Club Voltaire, der am 13.6.2006 in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist.

 

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